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Gesundheit - Legenot

Die Vorstellung von Krankheiten und ihrer Behandlung in Artikeln und Büchern soll dem Halter das Erkennen und insbesondere die Prävention von Problemen erleichtern und Hinweise auf Erste Hilfe Maßnahmen geben. Die Konsultation eines Tierarztes kann und soll die Lektüre solcher Texte aber auf gar keinen Fall ersetzen!

Legenot ist ein in der Vogelzucht weitverbreitetes Problem, welches in vielen Büchern beschrieben wird. Es handelt sich um das Unvermögen einer Henne, ihr mehr oder weniger vollständig entwickeltes Ei aus der Kloake auszustoßen [Wed1999]. Legenot tritt bevorzugt bei jungen Hennen auf, bei denen die Kloake nicht über eine ausreichende Elastizität verfügt, um das Ei hindurch zu pressen. Weiterhin können ein plötzliches Abfallen der Umgebungstemperatur, ein allgemein geschwächter Gesundheitszustand der Henne und Mangelernährung mögliche Ursachen für Legenot sein [Bie1988]. [Wed1999] listet als mögliche Ursachen außerdem Eileitererkrankungen, Bewegungsmangel, Überbeanspruchung durch mehr als drei Bruten pro Jahr, Stoffwechselstörungen, Erschöpfung durch Legezwang, hormonelle Störungen und missgestaltete oder zu große Eier auf.

Die Symptome werden übereinstimmend folgendermaßen beschrieben: Der Vogel sitzt aufgeplustert auf dem Käfigboden und kann sich im fortgeschrittenen Stadium kaum noch selbst auf einer Stange halten. Die Kloakenregion ist angeschwollen, die Henne versucht durch fortwährendes Pressen das Ei abzusetzen. Ohne Behandlung stirbt der Vogel meist innerhalb weniger Stunden [Wed1999], [Bie1988], [Rut1968].

Als Hausmittel haben sich die Bestrahlung mit einem Infrarotstrahler, das Einwickeln in feuchtwarme Tücher, sowie das vorsichtige Einmassieren eines lauwarmen Tropfens Speiseöls in den geröteten, geschwollenen Teil des Bauches bewährt [Bie1988]. [Rut1968] schlägt für weichschalige Eier außerdem ein vorsichtiges Zerquetschen und für hartschalige die Pipettierung eines Tropfens Paraffinöls oder Lebertrans in die Kloake vor. Im Anschluss hieran sollte der Vogel noch mindestens eine Stunde mit einem Infrarotstrahler bestrahlt werden. Die Luftfeuchtigkeit im Krankenkäfig, in den die Henne nach einer Behandlung eingesetzt wird, sollte mindestens 70 % betragen, die Temperatur sollte bei 32-25 Grad Celsius liegen [Bie1988]. Auch [Wed1999] gibt als Therapiemaßnahmen Wärmebestrahlung, erhöhte Luftfeuchtigkeit und einen Tropfen Speiseöl in die Kloake an. sollte diese Behandlung nicht innerhalb eienr Stunde Erfolg zeigen können Injektionen und eventuell ein chirugischer Eingriff notwendig werden. Vom Zerdrücken des Eis in der Kloake wird aufgrund der Verletzungsgefahr eindeutig abgeraten.

Die oben erwähnten Hausmittel setzen voraus, dass das Problem rechtzeitig erkannt wird. Da viele Vogelhalter berufstätig sind kann es passieren, dass ein Vogel mit Legenot erst abends nach Feierabend entdeckt wird. In diesem Fall muss unbedingt bedacht werden, dass der Vogel schon den ganzen Tag mit dem Problem kämpft und dementsprechend keine Nahrung und auch kein Wasser aufgenommen hat. Hieraus resultiert eine deutliche Dehydrierung des Vogels, womit auch eine mangelnde Feuchtigkeit der Kloake einhergeht. Das Ei kann aber nur durch eine feuchte Kloake herausgepresst werden, so dass zunächst für eine Rehydrierung des Vogels gesorgt werden muss. Jörg Nitschky-Germann (e-mail) empfiehlt dazu folgende Behandlung:

In einem solchen Fall gebe ich dem Weibchen zusätzlich zu den hier beschriebenen Maßnahmen Wasser mit darin gelöstem Traubenzucker mit einer Pipette an den Schnabel. Vorsicht, nicht in den Schnabel, um zu vermeiden, daß Wasser in die Luftröhre gelangt, dann ist der Vogel sofort tot! Vogel in die Hand nehmen, Wasser an den Schnabel tropfen (seitlich), nach einer Weile nimmt der Vogel das Wasser dann auch auf. Feuchtwarmes Klima schaffen, Wasser und Futter in einen kleinen Käfig, bisher hat diese Vorgehensweise bei mir immer funktioniert." [Nit2000]

Zur Prävention von Legenot ist eine eventuellen Nährstoffmängeln vorbeugende Ernährung die wichtigste Maßnahme. [Rut1968] empfiehlt, kurz vor der Brutzeit regelmäßig Lebertran zu geben und ein Kalkpräparat unter das Futter zu mischen. [Bie1988] empfiehlt eine abwechslungsreiche Ernährung, regelmäßige Gabe von Multivitaminpräparaten, die Versorgung mit allen notwendigen Mineralien und Spurenelementen, sowie die Aufrechterhaltung einer warmen und gleichmäßigen Umgebungstemperatur. Stoffe, deren Mangel zu dünnschaligen Eiern führen können, sind laut [Wed1999] Kalzium, Proteine und die Vitamine A, D3 und E. [Aec1993] weist außerdem auf die Bedeutung von Phosphor und die Wichtigkeit des richtigen Verhätnisses zwischen Kalzium und Phosphor hin. Die Zufütterung von Eierschalen, Muschelkalk oder Austerngehäusen wird explizit empfohlen. Dabei ist darauf zu achten, dass diese vor der Verfütterung erhitzt werden, um mögliche Krankheitserreger abzutöten.


Girlitz.de Homepage   Letzte Aktualisierung: 28. Oktober 2003